Fachdidaktik Deutsch Vormbaum

Informationen und Materialien zum Fach Deutsch und seiner Didaktik

Aufklärung / Sturm und Drang

Einführung

Lessings Tragödie Emilia Galotti (1772)gehört zu den bedeutenden literarischen Werken des 18. Jahrhunderts, das Stück hat die Gattung des bürgerlichen Trauerspiels in Deutschland etabliert. Der Zuschauer oder Leser wird in eine lebendige, spannende Handlung hineingezogen, begegnet einer Sprache und Dialogen, die erstaunlich modern wirken, und Figuren, die den Betrachter fesseln. Und doch haftet dem Stück Fragwürdiges, zum Widerspruch Reizendes an.

Dass die Tochter von ihrem eigenen Vater verlangt, sie zu erdolchen, aus Furcht, sie könne den Verführungskünsten eines Fürsten erliegen, der die Ermordung ihres Bräutigams zu verantworten hat, ist schwer zu akzeptieren. Man könnte auf den empfindsamen Ehr­­be­griff des Bürgertums im 18. Jahrhundert verweisen, der Assoziationen an „Ehrenmorde“  weckt, auf die Amoral des Adels, der sich im Besitz machiavellistischer Allmacht glaubt. Doch der Todeswunsch der Tochter im Bewusstsein eigener moralischer Unzulänglichkeit bleibt eine Zumutung, zumal Lessing die von Livius überlieferte Virginia-Geschichte ganz ins Unpolitisch-Moralische verlegt. Da folgt kein Attentat, kein Volksaufstand wie in der römischen Vorlage, vielmehr geht es dem Dichter um das „Schicksal einer Tochter, die von ihrem Vater umgebracht wird, dem ihre Tugend werther ist als ihr Leben“, wie Lessing in seiner Korrespondenz Friedrich Nicolai anmerkt (Brief vom 21. Januar 1758).

Emilia, anfangs ein verstörtes, verängstigtes Mädchen, am Ende des Stücks als Märtyrerin der bürgerlichen Moral, bereit zum Selbstopfer: Ist diese religiös verbrämte Vorstellung heute noch verständlich?

Wenig befriedigend mag beim ersten Lesen auch Odoardo Galottis Absicht erscheinen, sich der irdischen Gerechtigkeit und damit der richterlichen Gewalt des Prinzen in der Gewissheit zu stellen, dass Gott beim Jüngsten Gericht mit dem verworfenen Adeligen abrechnet. Gerechtigkeit gibt es also erst im Jenseits. Das spiegelt gewiss die reale Situation im absolutistischen Staat mit der Allmacht des Herrschers und der Ohnmacht des Untertans, aber darf ein Trauerspiel nicht mit den Schuldigen, und seien es auch Fürsten, wenigstens auf der Bühne abrechnen? Hat Lessing, den bedeutendsten deutschen Dichter der Aufklärung, die Sorge um die eigene Stellung als Wolfenbütteler Bibliothekar veranlasst, sich ins Religiös-Unverbindliche zu flüchten? Hat er deswegen auch den Ort der Handlung in ein oberitalienisches Duodezfürstentum des 17. Jahrhunderts verlegt? Hätte die Zensur die Aufführung des Werkes sonst verhindert?

Auf diese Fragen und auf viele weitere wird die folgende Darstellung von Ulrich Vormbaum und Rolf Dalhoff eingehen. Das erste Kapitel umreißt zunächst Leben und Werk Lessings mit all seinen Besonderheiten und Auffälligkeiten. Zudem werden der zugrundeliegende historische Stoff, die von Livius überlieferte Virginia-Geschichte, sowie die Entstehungsgeschichte der Emilia Galotti beleuchtet. Das zweite Kapitel bietet eine umfangreiche Inhaltsangabe des Stücks, das dritte untersucht dessen Form und innere Struktur, charakterisiert die handelnden Personen und nimmt eine zusammenhängende Deutung des Werks vor, bevor im vierten Kapitel an zwei Szenen wesentliche, das gesamte Drama betreffende Aspekte herausgearbeitet werden. Dabei bilden auch die sprachlichen und stilistischen Aspekte einen Schwerpunkt. Im fünften Kapitel wird der epochentypische Charakter des Trauerspiels als ein herausragendes Werk der deutschen Aufklärung untersucht, danach schließt sich ein Kapitel zur Wirkungsgeschichte an. Im Anhang finden sich dann eine Auswahlbibliographie sowie einige Unterrichtsmaterialien.

 
Downloads

pdf 1.  Emilia Galotti - Biographische und zeitgeschichtliche Einflüsse

  pdf 2.  Emilia Galotti - Inhaltsangabe

pdf 3.  Emilia Galotti - Analyse und Deutung

pdf 4.  Emilia Galotti - Exemplarische Interpretationen

pdf 5.  Emilia Galotti - Literaturgeschichtliche Einordnung

pdf 6.  Emilia Galotti - Rezeption

7.  pdf Emilia Galotti - Bibliographischer Anhang

pdf 8. Unterrichtsmaterialien:

pdf Emilia Galotti - Figurenkarten

pdf Grafik: Figurenkonstellation

pdf Emilia Galotti - Exposition der Titelheldin

pdf Grafik: Handlungsstruktur

pdf Grafik: Orte in Emilia Galotti

pdf Grafik: Hierarchie der Väter

pdf Grafik: Emilia - ein Spielball

pdf Lessings Gemischter Charakter

pdf Der Virginia Stoff

pdf Vergleich zwischen Virginia Stoff und Emilia Galotti

Default Grafik: Stilepochen 18. Jahrhundert

 

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