Nach dem jüngsten Brandbrief der Neuköllner Heinrich-Mann-Sekundarschule wird sie wieder gestellt – die Frage, ob Berlin auch ohne Hauptschulen weiter Restschulen haben wird. Wer in den Problembezirken nach einer Antwort sucht, bekommt vor allem eines zu hören: Man kann Restschulen vermeiden – aber nur mit starken Schulleitern, guten Konzepten und einem vollständigen Kollegium.

Was so einfach klingt, ist in der Praxis schwierig umzusetzen. Das fängt schon mit den Schulleitern an, denn das Beamtenrecht macht es nahezu unmöglich, schwache Rektoren zu entlassen.

Wenn sie sich nichts Justitiables zu Schulden kommen lassen, gibt es für eine Schule keinen Ausweg.

Und das hat Folgen. Denn gute Lehrer verspüren verständlicherweise wenig Bedürfnis, an eine Schule mit schwacher Leitung zu wechseln. In der Konsequenz sind unbeliebte "Wanderpokale" – also Lehrer, die keine Schule lange behalten will – und Überhanglehrer aus abgewickelten Schulen überproportional in diesen Schulen vertreten.

Und damit wäre man beim dritten Punkt, den guten Konzepten: Sie zu entwickeln und umzusetzen bedarf großer Kraft, Motivation und Erfahrung – alles Eigenschaften, die wiederum nur in intakten Kollegien so stark gebündelt sind, dass ein anspruchsvolles Konzept auch langfristig durchgehalten werden kann.

Viele ehemalige Hauptschulen, aber auch frisch fusionierte Schulen haben sich als neu gegründete Sekundarschulen nach neuen Konzepten umgesehen, wobei sie einen Spagat leisten müssen: Einerseits sollen sie den leistungsfähigeren Schülern gerecht werden, die einen Mittleren Schulabschluss oder sogar das Abitur anstreben. Andererseits brauchen sie Lösungen für schwache Schüler und Dauerschwänzer bis hin zu gewaltbereiten Jugendlichen. Denn diese Problemkinder machen nicht nur sich selbst das Leben schwer, sondern können auch den gesamten Unterricht torpedieren und die bildungsbewussteren Schüler aus einer Schule vergraulen.